Motorrad Slicks sind teuer, hochentwickelt und sehr empfindlich. Selbst als Hobby-Rennfahrer oder Trackday-Einsteiger solltest du dich deshalb ein wenig mit der Materie der Rennslicks für Motorräder vertraut machen. Angefangen von der Lagerung, bis hin zur Montage und der Identifikation von Reifenproblemen haben wir dir in den folgenden Abschnitten alles Wichtige zum Thema Slickreifen Handhabung zusammengefasst…
Inhaltsverzeichnis
Lagerung von Slicks
Der Einsatzbereich von Rennreifen liegt in der Regel bei Laufflächentemperaturen ab ca. 80 °C. Daher sind Rennreifen bei niedrigen Temperaturen der Gefahr von Schäden ausgesetzt. Diese treten vor allem im Bereich des Laufstreifens auf – in diesem Fall spricht man von „Glasbruch“. Hierbei handelt es sich um eine ganz feine, kaum erkennbare Schnittverletzung auf der Lauffläche.
Um Glasbruch zu vermeiden, gilt es folgende Hinweise zu beachten:
- Die Lagertemperatur sollte mindestens 5 °C betragen, besser sogar höher.
- Den Reifen am besten immer stehend und einzeln lagern.
- Den Reifen nicht werfen oder fallen lassen sowie nicht in irgendeiner Form deformieren.
- Vor dem Montieren den Reifen bei 20 °C mindestens 24 h lagern oder mit einer Heizdecke 1 h vorwärmen Bei Berücksichtigung dieser Regeln, können Glasbruchschäden erfolgreich vermieden werden.
Die Handhabung von Motorradslicks bei Temperaturen unter 5°C kann einen Laufflächenbruch zur Folge haben, wodurch der Reifen unbrauchbar wird. Falls das eintritt (sogenannte Kältebrüche), darf der Reifen nicht mehr verwendet werden. Aus Sicherheitsgründen und zur Vermeidung vorhersehbarer Schäden empfehlen wir, Rennreifen unterhalb einer Temperatur von 5° C nicht zu transportieren, zu montieren oder in Betrieb zu nehmen!
Wichtig: Ein durch Glasbruch beschädigter Reifen darf nicht mehr verwendet werden!
Weitere wichtige Faktoren für beschädigte Slickreifen (auch im Betrieb) können sein:
- Das Alter der Reifen
- Unsachgemäße Lagerungsbedingungen
- Verschleiß und Beschädigungen (Einstiche, Schnitte, Anprallverletzungen, Risse in der Lauffläche oder Flanke, Blasenbildung
und Verformungen usw.) - Stiche/Schnitte in der Lauffläche, Stöße (Fahren über Schlaglöcher, Streckenbegrenzungen usw.), Rissbildung/
- Haarrisse in den Flanken
Heizdecken Anwendung
Heizdecken sind für so gut wie alle Slicks vorgeschrieben, nur ganz wenige Ausnahmen, wie zum Beispiel der Metzeler Racetec TD Slick, können unter Umständen auch ohne Reifenwärmer gefahren werden. Wie du Heizdecken beim Slick richtig verwendest, erklären wir dir nun ausführlich und Schritt für Schritt.
Verwendung von Heizdecken bei Motorrad-Slicks:
- Heizdecken mindestens 1 Stunde vor dem ersten Turn anschalten
- Die Reifen am besten den ganzen Tag über durchheizen während das Motorrad geparkt wird
- Ein Abkühlen des Reifens verringert seine Haltbarkeit
- Nach dem letzten Turn die Heizdecken auf den noch warmen Reifen aufziehen und langsam abkühlen lassen. Dabei die Heizdecken nicht anschließen.
- Die Heizdecken nach dem Abziehen unbedingt abschalten, da diese sonst beschädigt werden können
WICHTIG: Bitte vor dem Aufziehen der Heizdecken prüfen, dass sich keine Steine oder sonstige
Partikel zwischen Reifen und Heizdecke befinden
Das Durchheizen über den Tag und langsame Abkühlen unter Wärme am Ende des Tages verlängert die Haltbarkeit des Slick-Reifens ungemein, was ihn unter Umständen zur erneuten Nutzung qualifiziert. Bei Slickreifen ist jeder Abkühlzyklus pures Gift, das unter allen Umständen vermieden werden sollte, um die Performance auch dauerhaft über den Tag oder sogar mehrere Tage zu gewährleisten.
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Luftdruck einstellen Slicks
Der Luftdruck spielt eine enorm wichtige Rolle bei Slicks. Anbei die wichtigsten Fakten zum Luftdruck von Rennreifen.
- Beim Einsatz von Rennreifen spielt neben einem guten Set-up des Fahrwerks und der richtigen Wahl
der Mischung auch der richtige Luftdruck eine große Rolle. - Ein nicht korrekt eingestellter Luftdruck kann die Performance und die Haltbarkeit eines Reifens und
somit auch den Fahrspaß stark beeinflussen. - Zu wenig Luft am Vorderrad bedeutet, dass weniger Stabilität vorliegt und die Kontur des
Vorderrades flacher wird. Das Handling und das Einlenkverhalten verschlechtert sich deutlich. - Ein zu hoher Luftdruck im Hinterreifen hat zur Folge, dass sich die Aufstandsfläche des Reifens
verringert. Dadurch gibt es Einbußen bei der Performance in Form von Grip, die Eigendämpfung
verschlechtert sich und es kann zu einem höheren Verschleiß kommen.
Rennreifen Luftdruck einstellen:
- Mindestens eine Stunde vor Fahrantritt die Reifenwärmer einschalten.
- Danach den Luftdruck prüfen und korrekt auf den Vorgabewert einstellen.
- Nach dem Turn zügig in die Box zurückkommen, den Luftdruck prüfen
und ggfs. korrigieren. - Es ist wichtig den Luftdruck mehrmals am Tag zu prüfen, da sich in der Regel
auch die Außen- und Streckentemperaturen im Tagesverlauf ändern können. - Eine hohe Außen- und Streckentemperatur bewirkt, dass der Luftdruck im Reifen
ansteigen kann. Bei niedrigeren Temperaturen kann sich der Reifendruck auch
verringern.
Eine Tabelle mit den Luftdruckdaten für viele Motorradslicks und Rennstreckenreifen findest du hier…
Montage von Slicks
Generell werden Slicks wie ganz normale Motorradreifen montiert. Es ist jedoch darauf zu achten, dass die Reifen nicht auf beschädigte Felgen aufgezogen werden. Außerdem soll grobe Fremdeinwirkung (z.B. das Werfen der Reifen) vermieden werden.
Besonders wichtig ist die Temperatur bei der Montage. Slicks sollten im Idealfall nur bei warmen Außentemperaturen „gehandelt“ werden. Im Winter empfiehlt es sich die Slickreifen nach einem Transport zunächst in der Montagewerkstatt auf Temperatur kommen zu lassen.
Vor dem Montieren den Reifen ist es daher ratsam diese bei 20°C mindestens 24h zu lagern oder mit einer Heizdecke 1 Stunde vorzuwärmen. Bei Berücksichtigung dieser Regeln, können Glasbruchschäden erfolgreich vermieden werden.
Slick-Reifen auf Prüfständen
Für Leistungsmessungen auf einem Prüfstand sollten immer gesonderte, bereits gefahrene Reifen verwendet werden. Durch die Wärmeentwicklung bei der Leistungsmessung kann es zu sichtbaren und auch nicht sichtbaren Schäden am Reifen kommen. Reifen, die zur Leistungsmessung benutzt wurden, dürfen nicht mehr gefahren werden.
Probleme mit dem Reifen
Es ist nicht immer einfach, die Ursachen der verschiedenen Störungen im Fahrverhalten zu ermitteln. Die Probleme können vom Reifen (Reifentyp), nicht angepasster Reifenfülldruck und/oder der Fahrzeugausstattung (Zubehör, Beladung, usw.) herrühren. Anbei ein kleiner Überblick der möglichen Probleme und deren Auslöser.
Pendeln: Auch Hochgeschwindigkeitspendeln genannt, ist eine schlangenlinienförmige Bewegung mit unterschiedlicher Amplitude, die bei Geradeausfahrt oder in schnellen Kurven ab einer Geschwindigkeit von ca.
< 140 km/h auftritt. Ursachen: Einstiche, Schnitte, Anprallverletzungen, Risse in der Laufläche usw.
Lenkerschlagen: Auch Kick-Back genannt, ist eine plötzliche, heftige und sehr schnelle Hin- und Her-Bewegung des Lenkers, die in der Beschleunigungsphase auftritt und von einer Fahrbahnunebenheit ausgelöst wird (Absatz, Trennfuge, Bodenwellen, Schlaglöcher).
Shimmy: Auch Lenkerflattern genannt, ist eine schnelle Hin- und Her-Bewegung des Vorderrades im Schiebebetrieb, aber auch bei konstanter Geschwindigkeit zwischen 100 km/h und 60 km/h.
Vibrationen: Die Symptome von nicht erfolgtem Auswuchten zeigen sich in Form von Vibrationen im Geschwindigkeitsbereich von 90 km/h bis 130 km/h an Vorderrad und Gabel. Das Auswuchten des Vorderrades ist unbedingt erforderlich, für das Hinterrad wird das Auswuchten empfohlen.
Pendeln | Lenkerschlagen | Shimmy | Vibrationen | |
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Verschleissniveau | Starker Einfluss | Spürbarer Einfluss | Starker Einfluss | Geringer Einfluss |
Reifendruck | Starker Einfluss | Spürbarer Einfluss | Spürbarer Einfluss | Kein Einfluss |
Andere Dimensionen als Serie | Starker Einfluss | Spürbarer Einfluss | Spürbarer Einfluss | Kein Einfluss |
Reifenaufbau Diagonal / Radial | Starker Einfluss | Spürbarer Einfluss | Spürbarer Einfluss | Kein Einfluss |
Zentrierung Reifen / Rad | Starker Einfluss | Kein Einfluss | Spürbarer Einfluss | Spürbarer Einfluss |
Wuchten Reifen / Rad | Starker Einfluss | Kein Einfluss | Geringer Einfluss | Starker Einfluss |
Quellenangabe: Rennabteilungen Michelin und Metzeler.
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